Die vier Phasen zur ganzheitlichen Verankerung von FiDA im Geschäftsmodell 

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  • Torben Pätz
  • 25 November 2025

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Die Financial Data Access (FiDA)-Verordnung ist nicht einfach eine weitere regulatorische Initiative. Sie stellt einen tiefgreifenden strukturellen Wandel für den europäischen Finanzsektor dar. Die EU will die bestehende Lücke zwischen technologischen Möglichkeiten, Datenverfügbarkeit und gelebter Marktpraxis schließen. FiDA führt auf dem Weg zu Open Finance einen umfassenderen und verbindlicheren Rahmen ein. Datenzugang, Interoperabilität und Kundensouveränität werden zu durchsetzbaren Pflichten statt zu optionalen Verbesserungen. Dieser Artikel zeigt, wie FiDA in das Geschäftsmodell einer Finanzorganisation integriert werden kann.

 

Einleitung

Der Financial Data Access-Rahmen setzt neue, ambitionierte Maßstäbe für den Finanzsektor auf dem Weg zu Open Finance. Als zentrales Element der EU Strategie hin zu einem datengesteuerten und kundenzentrierten Finanzökosystem stärkt FiDA die Kontrolle der Kunden über ihre persönlichen Daten, stellt einen sicheren Datenaustausch sicher und fördert datengetriebene Innovation. Gleichzeitig fügt sich FiDA in parallele EU-Initiativen wie PSD3, PSR und die Europäische Digitale Identität ein, und schafft damit eine einheitliche Vision der zukünftigen Finanzlandschaft.

FiDA ist jedoch kein Selbstläufer und benötigt eine eigene Verankerung innerhalb des Geschäftsmodells. Die Komplexität von FiDA erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der strategische, organisatorische, prozessuale, technische und rechtliche Dimensionen miteinander verbindet. Im Folgenden zeigen wir, wie FiDA in vier sich teilweise überschneidenden Phasen umgesetzt werden kann. Der Weg reicht von der strategischen Entscheidung über die Implementierung bis hin zur kontinuierlichen Optimierung und Monetarisierung.

 

FiDA Fokusbereiche

FiDA verpflichtet Finanzinstitute in ihrer Rolle als Dateninhaber dazu, Privatkunden und KMU produktbezogene Datensätze in Echtzeit über ein Consent Dashboard (Data Access Permission Board) bereitzustellen. Dafür sind Investitionen in die Modernisierung von IT-Architektur und Datenmanagement notwendig, insbesondere im Zusammenspiel mit parallelen Regulierungen wie PSD3, PSR und eIDAS.

Neben der verpflichtenden Datenbereitstellung eröffnet FiDA Finanzmarktteilnehmern die Möglichkeit, als Datennutzer aufzutreten. So können sie vom Endkunden freigegebene Datensätze empfangen und – vorzugsweise mehrwertgenerierend - weiterverarbeiten. Die Standards und Mechanismen für die Datenteilung werden in sogenannten Financial Data Sharing Schemes (FDSS) festgelegt. Dies sind gruppenvertragliche Vereinbarungen zwischen Finanzmarktakteuren, wodurch FiDA erstmals ein institutionelles Koordinationsmodell für Open Finance schafft.

Jedes FDSS muss:

  • Mindestens 25 Prozent Marktanteil in einem bestimmten Segment repräsentieren
  • Datenhalter und Datennutzer verpflichtend einbinden
  • Gemeinsame Governance, Standards und Betriebsmodelle definieren.

Die Mitgliedschaft in mindestens einem FDSS ist verpflichtend und die größten Teilnehmer werden den Aufsichtsbehörden gemeldet. Auf diese Weise verhindert FiDA eine erneute Fragmentierung wie unter PSD2 und schafft ein konsistentes Betriebssystem für den europäischen Finanzdatenmarkt.

 

FiDA Target Operating Model – struktuiert, phasenorientiert und skalierbar

Es bildet das konzeptionelle Fundament, um FiDA strategisch, organisatorisch und technologisch in einer Organisation zu verankern. Es verbindet zentrale Steuerungsrichtungen mit klaren Prinzipien zu Verantwortlichkeiten und Architektur und schafft damit die Voraussetzungen für eine skalierbare Umsetzung.

Die folgende Darstellung zeigt die logische Verknüpfung der fünf zentralen Steuerungsprinzipien – where to play, how to control, how to enable, how to learn, how to win – mit den jeweiligen Organisationsebenen einer Institution, von der strategischen Entscheidungsfindung über Governance und Technologie bis hin zur Monetarisierung:

 


Die Grafik macht deutlich, dass FiDA kein linearer Prozess ist, sondern ein zyklisches Steuerungsmodell, das strategische Entscheidungen, operative Fähigkeiten und kontinuierliches Lernen miteinander verbindet.

Die vier Phasen der FiDA-Implementierung

Auf Grundlage dieses konzeptionellen Modells haben wir einen phasenbasierten Ansatz entwickelt, der Institutionen von der strategischen Positionierung bis zur Monetarisierung datenbasierter Services führt.

Phase 1: Vorbereitung und strategische Ausrichtung
Diese Phase schafft strategische Klarheit und definiert Rolle, Richtung und Ausgangspunkt:

  • Screening aller relevanten Produkte und Datenquellen
  • Bewertung von Datenqualität und Datenverfügbarkeit
  • Analyse von Marktpotenzial und Kundenbedürfnissen inklusive Use Cases
  • Definition der angestrebten FiDA-Rolle wie Datenhalter, Datennutzer, FISP oder Orchestrator
  • Entwicklung des FiDA-Zielbilds sowie einer konsistenten Roadmap.

Phase 2: Governance, Architektur und Scheme Enablement
Diese Phase bildet das institutionelle und technologische Rückgrat der Umsetzung:

  • Aufbau funktionsübergreifender Governance-Strukturen
  • Design der Zielarchitektur mit APIs, Consent Management und Data Governance
  • Integration der Anforderungen aus DORA, PSR und EUDI
  • Teilnahme an FDSS-Vorgesprächen und aktive Mitgestaltung der Standardisierung
  • Kompetenzaufbau und internes Enablement.


Phase 3: Implementierung und Markteintritt

Diese Phase zeigt technische Leistungsfähigkeit, Marktreife und Compliance:

  • Entwicklung eines EUDI kompatiblen Consent und Identity Frameworks
  • Aufbau eines Developer Portals mit Sandbox-Umgebung und API-Katalog
  • Stufenweise Produktintegration inklusive Audit, Testing und Zertifizierung
  • Einführung eines FiDA Monitoring Dashboards
  • Umsetzung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.


Phase 4: Ökosystem, Monetarisierung und nachhaltige Wertschöpfung

FiDA endet nicht mit der Bereitstellung von Daten, es beginnt dort. Wirtschaftlicher Erfolg entsteht, wenn Institutionen kontinuierlichen Kundennutzen, Vertrauen und Umsätze aus Daten generieren:

  • Entwicklung von Premium APIs und Mehrwertservices
  • Monetarisierung über API Subscriptions, Insights as a Service und Cross Selling
  • Aufbau eines Partner- und Entwickler-Ökosystems
  • Einrichtung eines FiDA Operations Centers für Sicherheit, Compliance und Performance.


Die FiDA-Transformation – mehr als ein Projekt, ein organisatorischer Wandel

Vor dem Hintergrund dieser strukturellen und technologischen Anforderungen wird deutlich, dass FiDA eine tiefgreifende organisatorische Transformation darstellt. Erfahrungen aus PSD2, DORA, PSR und EUDI zeigen, dass regulatorische Initiativen selten an ihrem Inhalt scheitern, sondern an fehlender Priorisierung, unklarer Governance und bereichsorientiertem Silodenken.

FiDA erfordert daher:

  • Eine klare Ambition und bewusste Rollenentscheidung
  • Funktionsübergreifende Governance statt siloartiger Strukturen
  • Eine Architektur, die Modularität, Interoperabilität und Sicherheit vereint
  • Aktive Beteiligung an FDSS statt der bloßen Übernahme externer Standards
  • Den Aufbau interner Fähigkeiten statt ausschließlichem Outsourcing.

FiDA ist komplex und kann nicht eindimensional umgesetzt werden. Es braucht ein projektbezogenes Transformation Office, das alle Aspekte zentral und abgestimmt steuert. Daten, ihre Qualität, ihre Bereitstellung und ihre Verarbeitung spielen dabei die zentrale Rolle.

Nur ein strategisch gesteuerter Transformationsansatz kann den Effekt erzeugen, den FiDA ermöglichen soll. Die derzeitige Verzögerung im Gesetzgebungsprozess ist ein Vorteil, der Ihnen ermöglicht, unmittelbar die vielfältigen Anforderungen gezielt anzugehen.

 

Wie Capco unterstützen kann

Capco unterstützt Finanzinstitute in dieser Vorphase bereits mit einem FiDA-Startpunkt-Assessment, einer Impact und Opportunity Map sowie einem Data Readiness und Data Quality Assessment, um vollständige Transparenz über den eigenen FiDA-Ausgangspunkt und die nächsten Schritte zu gewinnen.

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